Border Terrier mal anders
Der Border Terrier ist ein robuster, drahthaariger Hund der in der Lage sein sollte einem Pferd zu folgen...
So steht es in der Rassebeschreibung. Dem „drahthaarig“ will ich gar nicht wiedersprechen, das ist er. „Robust“? Joah, so schnell bekommt man ihn nicht kaputt. Aber „in der Lage einem Pferd zu folgen“? Da muss ich mich schon am Kopf kratzen. Gut, das kleine Wörtchen „sollte“ sollte man nicht überlesen...mein Border tut es ständig. Ich bezweifle nicht, dass es einem Pferd folgen könnte, aber ich denke, dass er nicht mal im Traum daran denken würde.
Das soll jetzt nicht heißen, dass er unsportlich und dick ist, im Gegenteil, er ist sogar sehr agil und sportlich. Zum Beispiel macht er mit Freude Agility und tobt mit seinen Hundefreunden über die Wiese. Aber wenn er jemandem folgen soll...hmmm
Für das Walken kann er sich noch begeistern, das geht ja nicht so schnell, obwohl er da auch gerne mal gelangweilt hinterher trottet. Aber joggen? Um Gottes Willen! Da zieht er einen Flunsch, dass ich immer am liebsten sofort wieder umdrehen würde (Ich wusste nicht, dass Hunde so säuerlich gucken können)
Gut, ich bin kein Pferd und in der Beschreibung steht nicht, dass der Border Terrier einem Jogger folgen können sollte, aber ich bitte dich, Charly, so ein Pferd ist im leichten Trab um ein Vielfaches schneller als ich...
Des weiteren ist zu lesen, dass dieser kleine robuste Hund sehr wetterfest ist, aber davon hat er noch nie was gehört. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie er flitzen kann, wenn ihn ein Tropfen aus dem Himmel trifft... So schnell sollte er mal laufen wenn ich mit ihm joggen gehe!!
Normalerweise schaut er mir hinterher, wenn ich den nach-Hause-Weg antrete, seine kleinen Augen fragen dann ganz traurig: „Wie, schon nach Hause?“ und normalerweise bleibt er in berühmter Rüdenmanie an jedem Grashalm stehen und hebt das Bein, auch wenn da goar nüx mehr drin ist (in seiner Blase, nicht seinem Bein). Aber wehe es kommt Regen ins Spiel, dann wird der kürzeste Spaziergang noch kürzer, die Grashalme haben keinen Reiz mehr und außerdem musste er ja gar nicht so dolle.
Ja, wetterfest. Bei jedem Wetter feste Angewohnheiten.
„Der Border Terrier wurde für die Fuchsjagd gezüchtet. Die kleinen Terrier folgten der Beute in ihre Bauten und verbellten Sie...“
Was schließen wir daraus? Genau, dass ein Border Terrier mit Liebe und Freude in jede Röhre und jedes Loch kriecht, könnte ja ein Fuchs drin sein.
Das könnte man daraus schließen, muss man aber nicht.
Als ich mit Agility anfing war natürlich eine der ersten Übungen der Tunnel. So wie jeder unerfahrene Agility-Anfänger war ich natürlich der Meinung: „Mein Hund macht das!“ Pustekuchen! Charly dachte noch nicht mal im Traum daran in diesen Tunnel zu gehen. Auch mit etwas Aufmunterung und locken war er nicht rein zubekommen: Er stand davor und schaute mich an, wedelte kurz mit dem Schwanz, ging in die Fuß-Position und wartete, dass wir weitergingen.
Ja, Fuchsjagd. Da hatte irgendwer nicht ganz begriffen was seine Vorfahren ursprünglich gemacht haben: in Löcher reinklettern!
Naja, irgendwann konnten wir ihn dann überzeugen, dass ihm durch Tunnel laufen im Blut liegt und er setzte tatsächlich einen Fuß rein. Und mit ein paar Tricks, Futter durch rollen und am anderen Ende rufen, war er schließlich ganz drin...aber dann kam er nicht mehr raus. Er fand es anscheinend ganz behaglich in der Röhre und sagte sich: „Jetzt bin ich drin, jetzt bleibe ich drin!“
Das muss auch ein Bild für die Götter gewesen sein: ich flitze mit Hund auf den Tunnel zu, Hund rennt rein, ich renne dran vorbei und flitze anschließend alleine weiter, weil der Herr den Schutz des Tunnels genießen wollte.
Also war der Ablauf dann so: auf Tunnel zu, in Tunnel rein (Hund), an Tunnel vorbei (ich) vor Tunnel warten und rufen und locken (ich), aus Tunnel raus bequemen (Hund). Letztendlich war er dann doch überzeugt, dass es sinnvoller ist durch zu laufen und nicht in der Mitte stehen zu bleiben. Aber wenn man schon nicht bleiben darf, dann sollte man wenigstens etwas hinterlassen, also war der Ablauf dann so (aus der Sicht des Hundes): Tunneleingang: ahh, durchlaufen, Tunnelausgang: ahh, hier wieder raus, aber Stop! Erstmal das Bein heben...
Ich habe wahrscheinlich den einzigen Hund in der Agility-Geschichte, der regelmäßig in den Tunnel gepinkelt hat.
Heute sind wir professionell und machen das nicht mehr, sonst würden wir nur noch disqualifiziert werden.